Anlässlich der Feierlichkeiten in Schwerin betont Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig die Errungenschaften der Deutschen Einheit und fordert gleichzeitig dazu auf, bestehende Ungerechtigkeiten im Auge zu behalten.
„Es ist ein großes Glück, dass wir seit 34 Jahren in einem vereinten Land in Frieden, Freiheit und Demokratie leben“, erklärte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Schwerin. Zum Tag der Deutschen Einheit betonte die Bundesratspräsidentin im Mecklenburgischen Staatstheater, dass dies alles andere als selbstverständlich sei. Die Feierlichkeiten standen im Zeichen der Bundesratspräsidentschaft Mecklenburg-Vorpommerns, das in diesem Jahr Gastgeber der nationalen Feier war.
Zu Beginn ihrer Rede gedachte Schwesig den mutigen Bürgern der DDR, die 1989 den Aufbruch in eine neue Ära ermöglichten. „Als im Westen kaum jemand an Veränderung im Osten glaubte, haben die Menschen in der DDR Freiheit und Demokratie gefordert. Sie haben mit ihrer friedlichen Revolution die Diktatur und die innerdeutsche Grenze zu Fall gebracht.“
Seit 1990, so Schwesig weiter, hätten sich Mecklenburg-Vorpommern und die anderen ostdeutschen Länder gut entwickelt. „Erfolgreiche Unternehmen sind entstanden. Die Arbeitslosigkeit ist deutlich zurückgegangen, und die Abwanderung aus dem Osten wurde gestoppt.“ Besonders stolz zeigte sich Schwesig über das aktuelle Wirtschaftswachstum in Mecklenburg-Vorpommern, das das höchste in ganz Deutschland sei. Diese Fortschritte seien Beweis dafür, dass Ost und West gemeinsam viel erreicht hätten.
„Die Ostdeutschen können selbstbewusst auf das Erreichte schauen“, erklärte die Ministerpräsidentin und hob die besonderen Errungenschaften des Ostens hervor, wie das gute Kita-Angebot und das Engagement ostdeutscher Frauen, die deutschlandweit zu wichtigen Veränderungen beigetragen hätten.
Trotz aller Fortschritte gebe es auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer Ungerechtigkeiten, die angegangen werden müssen. „Die unterschiedlichen Löhne, das geringere Vermögen und weniger große Unternehmen sind Beispiele dafür“, sagte Schwesig. Auch wenn die Angleichung der Lebensverhältnisse vorangekommen sei, gebe es noch viel zu tun, um das Ziel wirklich zu erreichen.
Schwesig wies zudem auf die unterschiedlichen Erfahrungen der Ostdeutschen hin, die unter den Umbrüchen nach 1989 und den Unsicherheiten, die damit einhergingen, litten. Diese Erfahrungen seien oft nicht ausreichend berücksichtigt worden. „Wir müssen einander ernst nehmen und auf Augenhöhe begegnen. Der Osten muss stärker wahrnehmbar sein, in Debatten genauso wie in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, forderte Schwesig.
Abschließend richtete die Bundesratspräsidentin den Blick auf die gegenwärtigen Herausforderungen, mit denen Deutschland konfrontiert ist. „Wir müssen diese Herausforderungen gemeinsam anpacken“, sagte Schwesig mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Migration, den wirtschaftlichen Strukturwandel und den Klimaschutz.
Sie warnte vor der zunehmenden Polarisierung in der politischen Debatte und mahnte zu einem stärkeren Miteinander. „Die harte Polarisierung, die wir auf den Straßen, im Netz und in Diskussionen erleben, tut unserem Land nicht gut. Wir müssen wieder stärker zusammenfinden.“
Mecklenburg-Vorpommern habe seine Bundesratspräsidentschaft und die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit unter das Motto „Vereint Segel setzen“ gestellt, erklärte Schwesig zum Abschluss ihrer Rede. „Egal, wie der Wind weht; wir müssen die Segel richtig setzen – miteinander, nicht gegeneinander.“ Das wichtigste Ziel sei, zukünftigen Generationen eine friedliche und freie Gesellschaft zu hinterlassen. „Lassen Sie uns vereint Segel setzen. Für ein geeintes Deutschland. Für die Menschen. Für eine gute Zukunft unseres Landes.“